Sternengleich und doch so nah
Auf der Straße findet man ja so allerhand. Aber ein einzelnes Mini-Puzzleteilchen ist mir bisher noch nicht untergekommen. Heute an diesem sehr grauen Sonntag, an dem ich mich wirklich überwinden musste, überhaupt nach draußen zu gehen, lag es plötzlich vor mir. Der frisch asphaltierte Gehsteig glänzte regennass und spiegelte das Licht der Laternen wider. Das Puzzleteil mitten drin, als wäre es ganz selbstverständlich der wichtigste Part dieser sternengleich anmutenden Formation. Und trotzdem fiel es niemandem auf außer mir. Es war ja auch tatsächlich ziemlich klein. Im Vergleich zu den hellen Punkten im Asphalt aber eigentlich doch eher groß. Trotzdem immer noch zu klein, zu wenig im Blickfeld, zu unscheinbar, neben den Kaugummiflecken einfach nicht spektakulär genug, um aufmerksam darauf zu werden.
Die Menschen, denen ich heute bei meinem Spaziergang begegnet bin, gingen sehr gedankenversunken an mir und auch am Puzzleteil vorbei. Alle irgendwie ganz in ihrer eigenen Welt. Passend zu Regentagen, passend zu schwermütigen Tagen wie heute. Vermutlich suchten sie genau das, was sich mir so zauberhaft präsentierte – das fehlende Teil im Puzzle. Hmm.
Es hat mich zum Lächeln gebracht, dieses kleine unscheinbare Stück, hat mich im Herzen den ganzen Nachhauseweg begleitet und ich habe mich gefühlt, als hätte ich gerade in den Sternenhimmel geblickt. Als hätte ich für einen Moment die ganze Weite des Universums erfahren dürfen. Es hat meine Stimmung in Sekundenbruchteilen erhellt. Und genau dann merke ich, wieviel Kind noch in mir steckt, wieviel unzensierte Aufmerksamkeit dieses Kind zulässt und wie gut mir das tut, so präsent in der Gegenwart zu sein.