Auf dem Weg zur Wunschform
Wir sind meistens ungeduldig, wenn es um Entwicklung und Veränderung geht. Was der Wunschform nicht entspricht, können wir oft nicht einordnen. Manchmal sind aber die vermeintlich unnötigen Schritte genau die, die es braucht, um dem Ziel näher zu kommen.
Impulse wie diese kommen mir oft bei meiner kreativen Arbeit. Ich liebe es, mit Formen zu spielen und auszuprobieren, wo mich ein Weg hinführt. Oft bin ich dann selbst überrascht, wie ein unscheinbarer Strich oder ein einzelnes Fragment erst im finalen Bild wirklich einen Sinn ergeben. Im Alltag merke ich – bei mir selbst, aber auch bei anderen – wie oft wir Situationen abgetrennt vom größeren Zusammenhang betrachten. Insbesondere dann, wenn uns etwas verletzt oder stört, uns Angst macht oder nicht sofort eine klare Perspektive liefert. In diesen Momenten fehlt uns häufig die Kapazität, zu erkennen, welche Rolle etwas auf der Bühne unseres Lebens spielen könnte. Es ist eine Art Zukunftskapazität, die wir hier bräuchten, die wir aber irgendwie nie gelernt haben. Anders ist es, wenn wir rückblickend auf etwas schauen. So erkennen wir meist, was wie miteinander verwoben ist. Welcher Schritt uns zum Beispiel zu bestimmten Menschen geführt hat und wir können oft auch sehen, dass uns sogar schmerzhafte Erlebnisse zu neuen Ufern gebracht haben.
Zukunftskapazität und Gegenwartspräsenz
Tatsächlich glaube ich, dass wir alle fähig sind, diese Zukunftskapazität mit einer bewussten Gegenwartspräsenz zu verbinden. Mir scheint, wenn wir das schaffen, treffen wir weisere Entscheidungen. Wir sind ruhiger. Ausgeglichener. Lassen uns vom Außen nicht so sehr verunsichern. Aus dieser Ruhe heraus haben wir einerseits die Möglichkeit intensiver wahrzunehmen und gleichzeitig können wir unseren Kopf viel gezielter dazu nutzen, das größere Bild zu zeichnen. Das alles klingt recht logisch, ist aber im Alltag relativ schwierig umzusetzen. Wenn uns etwas verunsichert, unsere wunden Punkte trifft oder unbewusste Ängste triggert, können wir noch so genau verstanden haben, was wir eigentlich zu tun hätten, es wird vermutlich nicht auf Anhieb klappen.
In Echtzeit trainieren
Diese Momente können sehr schmerzhaft sein und meistens stellen wir dann auch so manches in Frage. Es sind gleichzeitig aber auch die Momente, in denen wir das, was wir theoretisch wissen, am besten in Echtzeit trainieren können. Es sind die Momente, in denen es darum geht, anzuwenden, was wir bisher gelernt haben. Und es sind die Momente, die uns zeigen, dass wir alle immer wieder diese Runden drehen – auch jene Menschen, die grundsätzlich sehr reflektiert durchs Leben gehen. Gegenwartspräsenz zu üben, bedeutet für mich, zu fühlen, was ist. Also wahrzunehmen, was jetzt weh tut, ohne die alte Geschichte noch einmal zu erzählen. Spüren, was jetzt Luft braucht, ohne Drama. Es ist ein Freilassen und gleichzeitig eine Entscheidung. Nämlich die Entscheidung, rechtzeitig erkennen zu wollen, wann der Kopf in die alte Schleife kippt. Diese Schleifen haben wir im Normalfall schon oft genug gezogen. Was es stattdessen braucht, ist Zukunftskapazität. Aus den befreiten Emotionen heraus kann nämlich eine neue Kraft entstehen, wenn wir fähig sind, uns diesem noch nicht bespielten Raum zuzuwenden. Wir können an dieser Stelle zum Beispiel fragen: Was ist der erste Schritt in eine neue Zukunft? Was kann ich als nächstes tun? Nicht immer geht es dann tatsächlich sofort um eine Aktion per se. Manchmal – zumindest ist es bei mir so – geht es zuerst darum, mein inneres System in Balance zu bringen. Zu atmen. Mich gedanklich neu auszurichten. Mir vorzustellen, wie das, was ich soeben bereit war zu fühlen, einen fruchtbaren Boden ebnet für ein neues Ich, das dem Leben wieder mit Vertrauen begegnet.
Unterstützung und Inspiration
An manchen Tagen reicht ein kleiner Impuls, ein inspirierender Text oder ein schönes Bild, um uns daran zu erinnern, wie wir unsere eigene Gegenwartspräsenz und Zukunftskapazität fördern können. Hin und wieder braucht es aber auch Unterstützung von einer außenstehenden Person, die uns hilft, die Einzelteile zu verstehen und den größeren Raum zu beleuchten. Ich wünsche dir, dass du stets die Menschen findest, die dir diese Möglichkeit geben.
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