Aufeinander aufpassen
Bist du schon einmal einem Wal begegnet? Vermutlich eher nicht. Ich auch nicht. Aber diese Tiere faszinieren mich irgendwie. Ihre Größe, ihre sanften Bewegungen, die Urkraft, die von ihnen ausgeht.
Wenn ich aufs Meer schaue, weiß ich, irgendwo da draußen ist ein Wal, vielleicht sogar eine ganze Walfamilie. Ich kann ihr Leben spüren. Fühle eine Verbindung zu ihnen. Und ich möchte, dass es ihnen gut geht. Das wünsche ich mir grundsätzlich für alle Menschen und Tiere. Aber dort, wo wir Nähe fühlen, ist unser Wunsch noch ausgeprägter. Beim Schreiben dieser Zeilen fällt mir der kleine Prinz ein und wie ihm der Fuchs erklärt, was es bedeutet, jemanden zu zähmen.
Mir scheint, es ist Zeit, unsere Verbindungen zu stärken. Mit Tieren, mit Menschen, mit der Natur im Allgemeinen. Dann wird es ein Herzenswunsch, dass es ihnen gut geht. Dann wollen wir ganz selbstverständlich wissen, was sie brauchen, was ihnen gut tut, wie wir ihnen eine Freude bereiten können. Ob uns dann überhaupt noch jemand erklären muss, wieso wir auf sie aufpassen sollen?
»[…] Was bedeutet ›zähmen‹?«
»Das wird oft ganz vernachlässigt«, sagte der Fuchs. »Es bedeutet ›sich vertraut miteinander machen‹.«
»Vertraut machen?«
»Natürlich«, sagte der Fuchs. »Du bist für mich nur ein kleiner Junge, ein kleiner Junge wie hunderttausend andere auch. Ich brauche dich nicht. Und du brauchst mich auch nicht. Ich bin für dich ein Fuchs unter Hundertausenden von Füchsen. Aber wenn du mich zähmst, dann werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzigartig sein. Und ich werde für dich einzigartig sein in der ganzen Welt …«
»Ich verstehe allmählich«, sagte der kleine Prinz. »Da gibt es eine Blume … ich glaube, sie hat mich gezähmt …«
Aus „Der kleine Prinz” von Antoine de Saint-Exupéry.
Originalübersetzung von Grete und Josef Leitgeb.
Neuübersetzung von Alexander Varrel.
SURVIVE gibt es als A4-Print, Auflage 60 Stück, nummeriert, signiert. Erhältlich bei die werkbank in 1070 Wien oder direkt bei mir.