Aus der Puste(blume)
Da fliegen sie – getragen von der Luft, bewegt vom Wind. Wie kleine Fallschirme lassen sie sich fortführen und landen dort, wo das Leben sie hinführt. Währenddessen halten wir eine leere Pflanze in der Hand. Etwas Übriggebliebenes, das fast ein bisschen Wehmut auslösen könnte. Traurig irgendwie, dass dieser zarte, weiße Ball aus kleinen Schönheiten sich völlig aufgelöst hat. Alles weg, futsch, nicht mehr greifbar.
Aus der Puste
Gerade noch superschön und schon rinnt uns dieses pure Lebensgefühl durch die Finger. Wieder. Wie so oft. Es verwandelt sich sogar manchmal in Traurigkeit, Lethargie, Wut oder sonst was, ohne dass wir es bewusst bestellt hätten. Häufig bleiben wir dann mit dem undefinierten Rest zurück und fragen uns, wie das nur passieren konnte? Gerade noch waren wir mit vollem Elan dabei und dann: Aus der Puste. Leere. Unklarheit.
Aus unserer Puste entsteht aber auch etwas Neues. Etwas, das wir noch nicht sehen. Etwas, das uns Zeit gibt zum Ausruhen. Andere sagen auch warten dazu. Wir nennen es ausruhen, ruhig werden, Vertrauen fassen, Innenschau betreiben, Energie sammeln, den Fokus neu einstellen. Es ist in jedem Fall eine Chance, die größer ist, als uns in dem Moment bewusst ist. Noch sind wir ja auf den abgerupften Stängel fokussiert, der wirklich nur noch wenig Grund zur Freude bereitet. Eher löst er wohl Gedanken an den Komposthaufen aus.
Ein schönes Beispiel für das, was möglich ist
Sofern wir die Zyklen der Natur entsprechend unterstützen, verwandelt sich dieser Stängel aber innerhalb weniger Wochen zu frischer Erde, während sich die Samen, die wir zuvor ins Leere gepustet haben, bereits ein lauschiges Plätzchen zum Gedeihen gesucht haben. Manche sprießen uns vielleicht sogar schon frisch und grün entgegen, andere sind noch etwas zögerlich oder haben sich womöglich eine herausfordernde Umgebung ausgesucht und brauchen daher etwas länger. Tatsache ist, es gibt kaum einen Ort, wo der Löwenzahn nicht wächst. Das mag für manche eine lästige Sache sein, es ist aber auch ein schönes Beispiel dafür, was möglich ist.
Ganz allgemein ist die Natur ein schönes Beispiel für so ziemlich alles. Für Verwandlung, für Transformation, für den richtigen Moment, für Geduld und dafür, dass alles seine Zeit hat. Nichts ist umsonst. Alles ist in einem größeren Kreislauf eingebettet. Wenn wir aus der Puste sind, verlieren wir manchmal den Blick auf diese Zusammenhänge. Wir sind dann sehr auf eine Sache fokussiert und schaffen es kaum, unsere Gedanken weiter auszubreiten. Manchmal braucht es dann genau solche Vergleiche, innere Bilder, Metaphern oder einfach eine Person, die uns wieder dran erinnert, was wir eigentlich eh schon wissen. Welche Samen hast du in letzter Zeit gesät und was darf gerade wachsen?
Übrigens – Löwenzahn ist essbar und lässt sich wunderbar in Salate integrieren. Das gilt nebenbei gesagt auch für ganz viele andere Pflanzen, die wir oft als Unkraut abstempeln.