Gleich ist es soweit ...

Das Ändern denken

Illustration Wien Johanna Leitner

Wenn Sie so denken, wie Sie immer gedacht haben, werden Sie so handeln, wie Sie immer gehandelt haben. Wenn Sie so handeln, wie Sie immer gehandelt haben, werden Sie das bewirken, was Sie immer bewirkt haben.

Albert Einstein

Aktuell begegnet mir oft die Aussage: „Ich habe schon alles versucht, ich weiß nicht, was ich noch tun soll“. Wenn du etwas verändern möchtest, ist ein möglicher Anfang, die Aussage in eine Frage zu verwandeln: Ich habe schon alles versucht, was soll ich noch tun? Wer mich kennt, weiß, ich würde sogar vermutlich noch ein bisschen nachbohren:  „Alles“ im Sinne von alles alles oder „alles“ im Sinne von, alles, was dir aktuell bekannt ist? Hmm. „Sollen“ im Sinne von „müssen“ oder „sollen“ im Sinne von „können“ oder „dürfen“? Ja, das ist Wortklauberei. Aber das Ergebnis verändert die Dynamik der Frage und lässt ein paar mehr Türen für Lösungen offen. Also falls die Aussage nicht eine reine Beschwerde ist, sondern einen Wunsch nach Veränderung impliziert, hier ein neuer Formulierungsversuch: Ich habe alles, was ich mir derzeit vorstellen kann, versucht. Was kann ich noch tun, um dieses Problem zu lösen?

Jetzt kommen wir der Sache schon näher, was nicht unbedingt bedeutet, dass es jetzt einfach wird. Eher fängt es gerade erst an. Meistens stellen wir uns solche Fragen ja bei langwierigen Themen, die uns ziemlich zu schaffen machen und uns wirklich zur Verzweiflung bringen. Wir wollen also rausfinden, was du bisher noch nicht versucht hast. Du würdest wahrscheinlich so etwas sagen wie: „Wie jetzt? Ich habe dir doch gerade gesagt, dass ich schon alles getan habe!“ Hmm, ja, ich weiß. Und ich verstehe das. Aber ich weiß einfach, dass es etwas gibt, was du noch nicht probiert hast, weil ich selbst auch schon oft vor dieser Frage gestanden bin. Jedes Mal habe ich geglaubt, alles gegeben zu haben und jedes Mal bin ich mir wieder auf etwas draufgekommen, was ich noch nicht in Erwägung gezogen hatte. Ich kann nicht für dich beantworten, was genau das für dich sein wird, aber ich kann dir ein paar Denkanstöße geben, die dir vielleicht helfen.

Ich sage es einfach gleich dazu, wenn du nach einer 0815-Lösung suchst, mit der morgen alles geklärt ist, wäre jetzt vermutlich der ideale Zeitpunkt, Netflix einzuschalten und die Zeit besser zu nützen, als das hier zu lesen. Ganz offen gesagt, an manchen Tagen ist das sogar die Lösung und zwar dann, wenn der Moment einfach nicht richtig ist, tiefer reinzuschauen. Also keine Panik, ich mache das auch immer wieder mal und sind wir ehrlich, wir können uns einfach nicht jeden Tag 24 Stunden lang damit beschäftigen, wie wir ein besserer Mensch werden oder wie wir unsere alten Wunden heilen.

Vielleicht ist aber jetzt gerade ein passender Zeitpunkt für dich, ein weiteres Puzzleteil zu finden.

Fühlst du dich, als würde dir ständig etwas fehlen? Vielleicht mangelt es deinem Körper tatsächlich an etwas, wie zum Beispiel Vitaminen oder Mineralstoffen? Das mag zwar nicht unbedingt mit dem Thema zusammenhängen, das du hast, aber es wirkt sich darauf aus, wie der Körper mit dem Thema umgeht, wie gut deine Nerven sind und wie rasch du dich erholst. Man sagt, der Bauch ist unser zweites Gehirn. Wie sieht es also mit deiner Darmflora aus?

Wartest du darauf, dass jemand anderer sich ändert? Wir können diesen Wunsch noch so oft aussprechen, aber jeder Mensch kann sich nur aus sich selbst heraus ändern. Ja, wir wollen es einfach haben und ja, dazu gehört auch, dass wir glauben, der andere muss sich bewegen, damit sich etwas bewegt. Jedes Mal, wenn ich in diese Falle getappt bin, wurde ich eines Besseren belehrt. Wenn ich also in dieses Muster gerate, versuche ich den Fokus von diesem Menschen abzuziehen, indem ich mich frage: „Was kann ich von dieser Situation lernen?“

Schimpfst du mit dir selbst? Mal ganz offen, wie oft machst du das? Wie oft sprichst du es laut aus und wie oft denkst du es? Pro Tag, pro Woche, pro Monat, pro Jahr…diese Dinge summieren sich und unser Gehirn merkt sich sowas richtig gut. Es ist wie auswändig lernen. Wir verstehen zwar nicht unbedingt, was wir da sagen, aber es ist in unserem Gehirn verankert und unser Unterbewusstsein reagiert darauf. Also überliste dich selbst und mach dich aufmerksam, wenn du zum Schimpfen ansetzt.

Vielleicht sagst du zu dir regelmäßig Sachen wie: Das ist alles zu viel. Ich schaffe das nie und nimmer. Das geht sich nie aus. Ich kann das nicht. Ich bin so im Stress. Ich habe es so satt.
Versuch es mal mit folgenden Formulierungen: Ich hab noch keine Ahnung wie, aber ich werde es schaffen! Noch habe ich die Lösung nicht, aber ich werde sie finden! Ich glaube daran, dass ich das Problem lösen kann. Ich finde einen Weg. Punkt.

Bist du traurig, weil du traurig bist? Also bemitleidest du dich selbst? Ja, auch das verstehe ich. Wir wollen uns nicht so fühlen und es ist einfach mehr als unangenehm. Wir merken in dieser Situation aber oft nicht, dass wir für den Kampf gegen das „sich so fühlen“, eine immense Kraft aufwenden. Vielleicht magst du dir einfach einmal selbst sagen, jetzt gerade in diesem Moment ist mir das alles zu viel und ich darf mich deswegen so fühlen. Uns das zu erlauben, ist manchmal eine ziemliche Erleichterung.

Hast du es mit positiven Affirmationen versucht und bist enttäuscht, weil sie nicht funktioniert haben? Schaue dir am besten noch einmal an, wie du an die Sache herangegangen bist. Hast du dir zum Beispiel einfach gesagt, „alles ist gut“, obwohl du genau wusstest, dass nichts gut ist? Da treffen zwei sehr gegensätzliche Informationen aufeinander und dreimal darfst du raten, welche stärker ist.

Denken wir uns durch die Änderung

Der Knackpunkt ist nämlich, dass wir jedes Mal, wenn wir das Beste annehmen wollen, sofort ein „ja, aber“ parat haben und somit alles erdenklich Gute, sofort neutralisieren. Ich habe mich daher lange gefragt, was dieses „positive Geschwafel“ soll, wenn in meinem Inneren sowieso alles rebelliert. Ich bin aber auch sehr neugierig und habe daher nachgelesen, nachgefragt, nachgelesen und wieder nachgefragt, ausprobiert und nachgelesen, dazwischen aufgegeben und war nahe der Verzweiflung, bin wieder aufgestanden und habe wieder ausprobiert und bin immer noch dabei, nachzufragen. Zusammenfassend kann ich sagen, ja es waren mehrere Runden, weil ich mich nicht so schnell auf etwas einlassen kann, weil ich schnell in alte Muster zurückkippe und eine richtig hohe Toleranzgrenze habe. Ich bin mittlerweile aber an einem Punkt, an dem ich tatsächlich sagen kann, für mich einen Weg gefunden zu haben, der mir jedes Mal weiterhilft, wenn es mich irgendwo schleudert.  Manchmal kann ich sehr schnell eingreifen, also innerhalb von 10 Minuten oder einer Stunde. Und bei richtig tiefsitzenden Themen kann das auch mal bis zu zwei Wochen dauern.

Was also habe ich verändert? Meine Perspektive. Ich springe nicht mehr sofort zum Ziel, sondern bewege mich über die aktuelle Situation schrittweise nach vorne. Ich glaube, damit wir etwas verändern können, tut es uns gut, wenn wir zuerst die Situation realistisch betrachten. Wir können uns dann kurz bewusst machen, dass wir zwei Möglichkeiten haben. Entweder uns einreden, dass alles ganz furchtbar ist oder zu sagen, ja, jetzt in diesem Moment ist alles ganz furchtbar, aber ich bin fest entschlossen, dafür eine Lösung zu finden.

Intuitive creative with down-to-earth approach

Was Albert Einstein, siehe Zitat oben, als Kausalkette formuliert, findet sich in ähnlicher Form bei Joseph Murphy wieder, der sich eingehend mit unserem Unterbewusstsein auseinandergesetzt hat. Kurz zusammengefasst, geht es in seinen Büchern darum, dass das, was wir uns täglich bewusst und unbewusst vorsagen, zu unserer Realität wird. Wenn wir realisieren, dass wir tatsächlich der einzige Denker in unserem Kopf sind, können wir diesbezüglich eine Menge bewegen oder aber eben auch stagnieren lassen. Häufig glauben wir, dass wir unsere Gedanken nicht beeinflussen können, aber wenn wir uns ein bisschen näher damit beschäftigen, wird uns schnell klar, dass da viele automatische Mechanismen am Werk sind, die wir in dem Moment zwar wirklich nicht bewusst steuern, die aber steuerbar sind, wenn wir das wollen.

Ich glaube aber, dass es mehr braucht, als alles nur ins Positive zu kehren. Wir müssen unser Ändern denken. Und zwar von Grund auf. Unser Gehirn ist nämlich ziemlich schnell und zugleich aber auch sehr träge. Alles, was wir jahrelang auf eine Art und Weise gemacht haben, setzt es blitzschnell um. Dazu gehören auch unsere Gedankenmuster, also auch wie wir uns und die Welt sehen. Sie laufen so automatisch ab, dass wir sie gar nicht wirklich bewusst wahrnehmen. Uns fällt das erst auf, wenn wir genau daran etwas ändern wollen. Diese Änderung braucht unseren vollen Einsatz. Es reicht nicht, wenn wir zwei Tage lang unsere Gedanken beobachten und am dritten Tag wieder auf alten Schienen fahren. Unser Verstand ist es einfach viel zu sehr gewöhnt, so zu denken, wie er immer gedacht hat.

In einer Welt, die sich ständig verändert, erkennen wir aber immer häufiger, dass manche alt eingelernten Verhaltensweisen nicht mehr so funktionieren, wie früher. Wir versuchen zwar, daran festzuhalten, aber oft stoßen wir dabei auf Widerstände, die uns ziemlich deutlich vor Augen führen, dass etwas nicht mehr zusammenpasst. Weil neue Entwicklungen, auch neue Lösungen brauchen. Wir können nun natürlich an den alten Strukturen festhalten und darum kämpfen, dass ja nichts Neues in unser Leben kommt, früher oder später werden wir aber feststellen, dass das ziemlich anstrengend ist und vor allem nicht funktioniert.

Ganz viel von dem, was wir ständig bei anderen Menschen oder sonst irgendwo außerhalb von uns selbst suchen, haben wir eigentlich bereits in uns. Nur wissen wir häufig nicht, wie wir es aktivieren. Es gibt mit Sicherheit mehrere verschiedene Wege und das ist auch gut so. Denn wir sind alle unterschiedlich. Was mir gut tut, trifft nicht unbedingt auf dich zu und umgekehrt. Deswegen ist es so wichtig, sich selbst wirklich gut zu kennen und sich Zeit zu nehmen, richtig in sich hineinzuhorchen. Nicht nur oberflächlich, sondern ganz ins Innerste. Oft haben wir um unsere innere Burg aber eine ziemlich dicke Mauer gebaut, durch die wir häufig selbst nicht mal ordentlich durchkommen. Je schmerzvoller das ist, was sicher dahinter verbirgt, desto dicker müssen diese Mauern sein, desto intensiver müssen wir uns abgrenzen. Uns selbst gegenüber, aber noch viel mehr allen anderen gegenüber. Zu gefährlich wäre es, wenn da jemand durchkommen könnte, der nicht behutsam mit dem Schmerz umgeht. Irgendwie glaubt unser Kopf zwar, dass wir uns auf diese Weise schützen können, aber um ehrlich zu sein, ich kenne niemanden, der mit dieser Strategie wirklich gut fährt. Bei jeder Gelegenheit fahren wir doch sofort unsere Kampfschilder hoch und haben panische Angst, jemand könnte irgendwo reinzwicken. Und trotzdem machen wir es seit Jahren so. Wenn es uns damit nicht gut geht, fangen wir früher oder später an, nachzuforschen, ob das wirklich so sein muss.

Bei sich selbst zu beginnen, kann sehr herausfordernd sein. Wir fühlen uns zwischendurch häufig wie kleine Kinder, die gerade einen Entwicklungsschub durchmachen. Aber wir erreichen immer wieder neue Etappen, neue Erkenntnisse und fühlen uns jedes Mal ein kleines bisschen freier. Und einmal die Freiheit erschnuppert, wollen wir einfach mehr davon und schwupps sind wir mitten drin in einem Prozess, der uns friedvoller und sanfter macht. Im Umgang mit uns selbst, aber auch in Bezug auf andere Menschen. Wovor wir uns vorher fürchteten, drängen wir dann nicht mehr weg, sondern wir schauen es uns an. Denn wir wissen, was wir uns vertraut machen, macht uns keine Angst mehr. Außerdem lernen wir nach und nach, auf unser inneres Gefühl zu hören und wir merken, dass wir mehr sind, als unsere automatischen Gedanken. Wir sind dadurch weniger manipulierbar und gehen nicht mehr in Resonanz mit Angstmache. Wer sich außerdem selbst gut kennt und mag, ist weniger angreifbar, weil sich der eigene Wert nicht über das Außen definiert. Diesen inneren Kern mit viel echter Liebe und Hingabe zu versorgen, führt über kurz oder lang dazu, dass wir auch mit unseren Mitmenschen liebevoller umgehen. Und dann realisieren wir, dass unser geändertes Denken unser Herz zum Strahlen gebracht hat.

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Millman Dan, Der Pfad des friedvollen Kriegers. Das Buch, das Leben verändert.

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