Gleich ist es soweit ...

Der Anfang vom Besten

Der Anfang vom Besten Illustration Johanna Leitner Wien

Das Gute schleicht sich manchmal so unauffällig in unser Leben, dass uns sogar jemand darauf aufmerksam machen muss, dass es da ist. Wie kann das sein?

Wir erwarten grundsätzlich eher ein großes Hurra, wenn es daherkommt, so richtig mit allem Pipapo und Luftballonen und Feuerwerk und Halleluja. Natürlich kann es das auch. Und zwar richtig gut! Und weil uns diese grandiosen Auftritte so derartig gefallen, glauben wir logischerweise, dass es immer diesen glamourösen Weg wählt. Diese überdrübersuperduper Momente sind zwar häufig nicht unbedingt von Beständigkeit geprägt, aber das macht ja auch ihre Besonderheit aus. Sie sind so anders und so bezaubernd, dass wir uns in die höchsten Höhen fliegen lassen. So hoch, dass wir kaum Worte dafür finden und am liebsten ständig dort bleiben wollen. Also wir möchten, aber wir können nicht. Irgendwie ist unser System dafür (noch) nicht ausgelegt und früher oder später verlieren wir wieder an Höhe. Manchmal segeln wir einfach langsam nach unten, aber manchmal geht es rasend schnell. Wir fallen dann richtig tief und erfahren innerhalb kürzester Zeit die volle Bandbreite unseres Gefühlsspektrums. Das ist natürlich einerseits abwechslungsreich, ähnlich einer Achterbahnfahrt, andererseits auch sehr anstrengend. Aber wir sind eigentlich daran gewöhnt und wollen vor allem diese Höhenflüge nicht missen. Das müssen wir auch nicht. Und ich glaube, wir sind so konzipiert, dass wir das Beste und Schönste erleben dürfen und wir brauchen hin und wieder einfach auch diese Erlebnisse, die uns zeigen, dass wir diese überaus wundervollen Gefühle überhaupt in uns haben, nach außen zeigen und vor allem am ganzen Körper wahrnehmen können.

Intuitive creative with down-to-earth approach

Das Einzige, was uns im Alltag dann manchmal einen Strich durch die Rechnung machen kann, ist unsere Erwartung, dass das Gute immer mit diesem Trara kommt. Tatsächlich ist es aber oft viel subtiler, als wir glauben. Warum wir dann nicht zufriedener sind? Eventuell weil wir ständig auf die große Blumenparade warten und dabei das kleine Gänseblümchen am Wegesrand übersehen. Eventuell weil wir den 6er im Lotto haben wollen und den 4er dafür nicht schätzen können. Eventuell weil wir berühmt sein wollen und wir 20 Likes daher als Versagen werten. Eventuell weil das, was wir nicht haben, viel mehr Platz in unseren Gedanken einnimmt, als das, was wir haben.

Ich hätte heute demnach zwei gute Gründe gehabt, unzufrieden zu sein. Zwei Gründe, weil zwei Sachen sich nicht so entwickelt haben, wie ich mir das gewünscht hätte. Eine kleine Sache und eine (für mich) große Sache. Die große Sache hätte mich vor ein paar Jahren noch völlig aus der Bahn geworfen und vor ein paar Monaten zumindest zum Weinen gebracht. Über die kleine Sache hätte ich mich aufgeregt und geärgert, vielleicht hätte ich auch ein kleines „warum passiert mir das immer“ hinzugefügt. Warum ist aber nicht eingetreten, was vor einiger Zeit noch normal gewesen wäre?

Weil ich vor einiger Zeit erkannt habe, dass der Schatten hinter mich fällt, wenn ich mich der Sonne zuwende. Was sich so einfach sagt, ist alles andere als das. Es ist eine aktive Entscheidung. Ein konkreter in mir gefestigter Wunsch, die Perspektive zu verändern. Und dieser Entscheidung geht ein längerer Prozess voraus. Eine Entwicklung, die alles von uns fordert, insbesondere das aktive Beobachten unserer Gedanken, dabei standhaft zu bleiben, Ausdauer zu zeigen, dankbar zu sein für das, was ist und währenddessen immer das Beste zu suchen. Unser Leben ist voller Herausforderungen. Immer und immer wieder stehen wir vor Veränderungen, ungemütlichen Situationen und es passieren schlimme Ereignisse, auf die wir keinen Einfluss haben. Aber wir können entscheiden, wie wir damit umgehen. Und wir können uns Hilfe suchen, wenn wir es allein nicht schaffen. Und natürlich werden wir auch dann immer noch gefordert sein, diese aktive Entscheidung zu treffen. Wenn wir nicht von Natur aus mit einer unbändigen Leichtigkeit gesegnet sind, wird uns das Leben zwischendurch immer wieder mal fragen, ob wir uns wirklich sicher sind mit unserem Perspektivenwechsel. Und das sind wir. Und zwar sowas von! Allein schon deswegen, weil wir irgendwann bewusst erkennen, dass jene Gedanken vehementer werden, denen wir zuhören. Ja, und plötzlich nehmen wir wahr, dass ein Gänseblümchen nie alleine kommt und genau das ist der Anfang vom Besten.

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Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.

– Konfuzius


Passend zum Thema:

How to Create Stability in an Off-Balance World – Jim Self

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